Im Folgenden bekommen Sie einen kurzen Überblick über die speziellen Technologien, mit denen Sie sich im Rahmen des SE-Praktikums auseinandersetzen werden. Details und weiterführende Informationen finden Sie bei den angegebenen Links.
HTTP steht für Hypertext Transfer Protocol und bezeichnet das Netzwerk-Protokoll, das dem WWW zu Grunde liegt. Es handelt sich um ein einfach aufgebautes Klartext-Protokoll. Im Normalfall erfolgt die Kommunikation zwischen Server und Client über TCP/IP Sockets. Über HTTP können beinahe beliebige Resourcen übertragen werden. Diese Ressourcen werden dabei über URLs identifiziert. Im Allgemeinen hat eine solche URL die Form
http://rechnername.domain.tld:Port/pfad/ressource-name
TLD steht dabei für Top-Level Domain (also de, com, org etc.) und Port für eine Zahl zwischen 1 und 32167. Ein Webserver erwartet Anfragen von Clients normalerweise auf Port 80, kann aber auf einen beliebigen anderen (freien) Port umkonfiguriert werden. Wichtig für die Entwicklung von Web-Anwendungen ist die Tatsache, dass es sich bei HTTP um ein verbindungsloses Protokoll handelt. Clients stellen Anfragen an den Server nach verschiedenen Ressourcen (HTML-Seite, darin enthaltene Bilder etc.) Diese Anfragen lassen sich für eine Web-Anwendung nicht ohne weiteres einem einzelnen Client eindeutig zuweisen. Es ist also zusätzlicher Aufwand nötig, um Informationen über Authentifizierung, Kontexte etc. zu erhalten. Weitere Informationen dazu im Abschnitt Session Tracking.
Java Servlets stellen den Ansatz der Firma Oracle (vormals Sun) dar, Java als Ersatz für CGI-Skripte zu etablieren. Sun selbst definiert das so: "A servlet can almost be thought of as an applet that runs on the server side - without a face." Es handelt sich also um eine Technologie, mit der in Java geschriebene Programme Anfragen von Clients über HTTP empfangen, verarbeiten und beantworten können. Die Ausführung der Java-Programme und die Bereitstellung der Verbindung zum Client etc. erfolgt dabei durch einen sogenannten Servlet-Container, und weitgehend transparent für den Programmierer. Vorraussetzung dabei ist, dass selbst programmierte Servlets immer Unterklasse einer der von Sun bereitgestellten Servletklassen sein müssen, hier HttpServlet. Die Vorteile gegenüber anderen Ansätzen sind dabei klar: Zugriff auf das komplette Java API und viele Java-Bibliotheken von Drittherstellern, die weitgehende Plattformunabhängigkeit und die Existenz von ausgereiften Entwicklungsumgebungen. Ein einfaches Beispiel-Servlet finden Sie hier.
Java Servlets
Java ist auch nur eine Insel
Java Servlets Tutorial
Java Servlets 3.0 API Dokumentation
JSP steht für Java Server Pages und war ursprünglich als Suns Antwort auf Microsofts ASP (Active Server Pages) und andere ähnliche Verfahren zur Entwicklung von dynamischen Webanwendungen wie z.B. Allaire Coldfusion gedacht. Kernüberlegung ist dabei eine Spezifikation die es erlaubt in HTML-Seiten einfach Programmcode einzubetten, der dannausgeführt wird. Anders als bei CGI-Skripten oder Servlets geht man das Problem der programmgesteuerten Erzeugung von HTML-Seiten also von der HTML-Seite aus, und nicht vom Programm aus an. Der eingebettete Programmcode wird dabei typischerweise von speziellen Tags umschlossen. Bei JSP wird natürlich in Java programmiert. Der eingebettete Programmcode wird nicht zur Laufzeit evaluiert, sondern in ein Servlet transformiert und vorkompiliert. Dieser Vorgang ist für Benutzer und Entwickler transparent.
Java ist auch nur eine Insel
JSP Tutorial
Als Session Tracking bezeichnet man das Speichern von
Kontext-Informationen über einen Client, beim Zugriff über mehrere Seiten
einer Web-Applikation. Beispiele hierfür sind z.B. Informationen über den
Authentifizierungsstatus eines Benutzers (angemeldet etc.).
Session Tracking wird in der aktuellen Servlet API direkt durch
entsprechende Methoden unterstützt. Standardmässig werden die
Session-Informationen dabei in Cookies abgelegt. Da Ihre Webanwendung
jedoch auch lauffähig sein muss, wenn der Benutzer die Speicherung von
Cookies unterbindet, müssen Sie auf einen alternativen Weg der Speicherung
zurückgreifen:
http://beispielurl
wird so z.B.
http://beispielurl?jsessionid=12356123qwd1273a123
.
Im Zusammenhang mit dem SE-Praktikum ist beim Model-View-Controller-Modell vor allem die Trennung von Applikations-Logik und Präsentation von Interesse. Dies soll durch die Verwendung von Servlets und JSP-Seiten erreicht werden. In der Terminologie des MVC-Modells sind dabei die Servlets die Controller, sie übernehmen also die Steuerung des Ablaufs der Anwendung (Benutzerführung etc.). Die View-Schicht wird durch die JSP-Seiten repräsentiert. Sämtlicher HTML-Code sollte in den JSP-Seiten enthalten sein. Die JSP-Seiten sollten nicht mehr Programm- und Ablauf-Logik als unbedingt nötig enthalten. Durch diese Aufteilung sind insbesondere Layout-Änderungen wie Farbanpassungen oder das Austauschen von Logos etc. auch von Web-Designern ohne Java-Kenntnisse durchführbar. Die Modell-Schicht wird durch die sonstigen in Ihrer Anwendung enthaltenen Java-Klassen (z.B. für den DB-Zugriff, das XML-Parsen etc.) gebildet. Die Servlets greifen auf die Methoden dieser Klassen zurück.
Die im SE-Praktikum geforderte Umsetzung des MVC-Modell spiegelt durch
die strikte Trennung von Programmcode und Präsentationsschicht die
Anforderungen bei der Entwicklung von Web-Anwendungen in der Wirtschaft
wieder. Projekte werden hier typischerweise von Teams aus Programmierern
und Web- / Screen-Designern ohne ausgefeilte Programmierkenntnisse
durchgeführt. Der Aufruf einer JSP-Seite von einem Servlet aus erfolgt
über Methoden des Interface RequestDispatcher. Parameter (also
Java-Objekte) lassen sich vom Servlet an die JSP-Seite z.B. durch einen
Aufruf der setAttribute()-Methode der Klasse
HttpServletRequest übergeben. Die oben angegebenen Tutorials
sollten einen guten Überblick auch über das Zusammenspiel von Servlets und
JSP-Seiten geben.
MVC-Modell im Web-Umfeld
Tomcat ist ein Servlet-API 3.0 und JSP 2.2 kompatibler Servlet-Container. Tomcat kann entweder in Verbindung mit einem bestehenden Webserver arbeiten, oder aber eigenständig. Für das SE-Praktikum sollten Sie Tomcat als eigenständigen Webserver+Servlet-Container installieren. Ihr habt dann völlige Kontrolle über den Server, können ihn beenden und neustarten.
tar xvzf
apache-tomcat-7.0.6.tar.gz
apache-tomcat-7.0.6
. Das Verzeichnis können
Sie nach belieben umbenennen oder an eine andere Stelle
verschieben.export
CATALINA_HOME=/home/cip/<login>/apache-tomcat-7.0.6
bzw. den Pfad und Verzeichnisnamen eures Tomcat-Verzeichnisses.
Zusätzlich sollte natürlich auch der CLASSPATH
für
Java richtig gesetzt sein. Insbesondere muss -- zum kompilieren Ihrer
Servlets, nicht zum Ausführen -- im CLASSPATH
die
Datei $CATALINA_HOME/lib/servlet-api.jar
(also das
Archiv mit den Servlet-Klassen) enthalten sein.<CATALINA_HOME>/conf
finden Sie die Datei
server.xml
. Hier stellen Sie die globalen
Konfigurations-Optionen von Tomcat ein. Im Bereich <Service
name="Catalina">
sollten Sie den Port, auf dem der Webserver
antwortet von 8080
auf einen neuen Wert setzen.
Achtung: Die Portnummer muss > 1023 und noch nicht vergeben
sein. Am besten Sie verwenden ein Schema der Form
80<Gruppennummer>
. Auch den Port
8005
sollten Sie verändern. Solange alle Gruppen auf
unterschiedlichen Workstations Ihre Tomcats starten, sollte es keine
Probleme geben. Mit eindeutigen Portnummern sind Sie aber auf jeden Fall
auf der sicheren Seite. Genauere Informationen zu den
Konfigurations-Optionen etc. finden Sie im Tomcat-Handbuch Version 7.0.x.<CATALINA_HOME>/webapps/
z.B.
demo
...demo/pictures
...demo/WEB-INF
...demo/WEB-INF/classes
...demo/WEB-INF/lib
...demo/WEB-INF/jsp
Die (kompilierten) Servlet-Klassen
kommen später ins Verzeichnis classes
,
die JSP-Seiten nach jsp
und ins
Verzeichnis lib
sollten zusätzliche
von Ihnen verwendete Java-Bibliotheken in Form von JAR-Files
kommen....WEB-INF/web.xml
mit mindestens
folgendem Inhalt:
|
http://<rechnername>:<Port>/<Web-App
Name>/<url-pattern>
erreichbar.web.xml
geben. Als Vorlage können Ihnen
auch die Konfigurationsdateien der mitgelieferten Beispiele
dienen.war
-Datei ist nichts anderes als eine
zip
-Datei mit anderer Endung.) Dann müssen Sie ggf.
noch das Servlet kompilieren und Tomcat stoppen + neustarten. Danach
sollten Sie über
http://<rechnername>:<Port>/demo/demo-servlet
auf das Servlet zugreifen können.<CATALINA_HOME>/bin
einfach startup.sh
aufrufen. Tomcat gibt
ein paar Meldungen aus, und wenn alles richtig war können Sie
unter
http://<rechnername>:<Port>
auf
die Tomcat-Startseite zugreifen.<CATALINA_HOME>/bin/shutdown.sh
.Eine etwas umfangreichere Webapplikation finden Sie hier.